Erste Allgemeine Verunsicherung

„1000 Jahre EAV Live – Der Abschied“

    Bei ihrem allerletzten Konzert verabschiedete sich die EAV standesgemäß. Trotz Abschiedsschmerz blieb der Humor jedoch nicht auf der Strecke.

    Es wäre lustig, wenn es nicht so traurig wäre – dieses alte Paradoxon beschreibt die neue und zugleich letzte reguläre Veröffentlichung der Ersten Allgemeinen Verunsicherung ganz gut. Denn natürlich war das Abschiedskonzert der vor 42 Jahren als linke Polit-Theatertruppe gegründeten Formation, das am 14. September 2019 in der Wiener Stadthalle vor 12.000 euphorischen Zuschauern über die Bühne ging, wieder ein Beispiel für die hohe Schule des Wiener Schmäh, für den manchmal schwarzen, manchmal politischen, manchmal auch einfach herrlich albernen Humor der Band um den Songwriter und Gitarristen Thomas Spitzer sowie den Sänger Klaus Eberhartinger.

    Andererseits wusste jeder der 200.000 Konzertbesucher, der bei den 93 größtenteils ausverkauften Shows noch einmal die Gelegenheit nutzte, die EAV live zu sehen, dass es nach über 1600 Auftritten in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien, Liechtenstein und Tschechien, nach gut zehn Millionen verkauften Tonträgern und 20 Top-10-Alben in Österreich, Deutschland und der Schweiz ein Abschied für immer sein würde. So lag eine gewisse melancholische Grundstimmung in der Luft, bevor die Band – der Lage angemessen – sich in Särgen auf die Bühne tragen ließ, zu ihrer, wie sie selbst sagen, "Einäscherungsparty“. Und dieser Gag funktionierte: Indem sie sich selber auf die Schippe nahmen und auch während der gesamten, fast dreistündigen Konzerts erst gar keine Trauer aufkommen ließen, wurde der Abend dann doch eine höchst vergnügliche Angelegenheit.

    Das lag natürlich vor allem an den großartigen Songs und Ideen, die uns die EAV in all diesen Jahren geschenkt haben und die nun noch einmal auf der Bühne zum Leben erweckt wurden. In der Tat fehlt kein einziger Hit (auch wenn einige nur in Medley-Form auftauchen), sogar die besten Mini-Hörspiele, die einst auf den Platten zu finden waren, tauchen wieder auf. Zudem ließ es sich die EAV nicht nehmen, ein paar Texte und Einlagen zu aktualisieren, sodass auch Donald Trump und Boris Johnson ihr Fett abbekommen. Zwar kommen vom großartigen, letzten Studioalbum, "Alles ist erlaubt“, drei Songs, aber von den mitunter ernsten Stücken auf diesem Album hätte man sich mehr gewünscht. Dann aber wäre wohl kein Platz gewesen, um den "Burli“, den "Märchenprinz“, den "Kerkermeister“, den "Sandlerkönig Eberhard“, "s'Muaterl“ oder all die anderen liebgewonnenen EAV-Gestalten aus den vergangenen vier Jahrzehnten auf die Bühne zu bringen.

    Das Konzert, das es auf drei CDs, einer Blu-ray, einer Doppel-CD und als Deluxe-Edition mit Buch gibt, endet dann traditionell mit jener Anti-Hymne "Morgen“, in der der Protagonist nach einer durchzechten Nacht vorgibt, "morgen, ja morgen, fang’ ich ein neues Leben an“. Diese Sätze hatten an jenem historischen Abend in Wien eine ganz besondere Bedeutung, denn ein Morgen würde und wird es für diese Band nicht mehr geben. Ja, man hätte lachen können, wenn einem nicht zum Weinen zumute gewesen wäre. Aber die große Kunst der Ersten Allgemeinen Verunsicherung bestand auch an diesem allerletzten Abend dann doch darin, dass man – umgekehrt – hätte weinen mögen, wenn einem nicht dauernd zum Lachen zumute gewesen wäre.

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