Heinz Rudolf Kunze

"Der Wahrheit die Ehre“

    Das neue Album von Heinz Rudolf Kunze ist sprachgewaltig und vielfältig wie eh und je, markiert in seiner direkten Art aber dennoch einen Wendepunkt.

    Er hat Songs geschrieben für das aktuelle Nicole-Album, "50 ist das neue 25", sowie Titel für Künstler wie MilvaHildegard KnefKarel Gott, Herman van Veen oder City, Musicals auf Deutsch übersetzt ("Les Misérables“, "Miss Saigon“), lesenswerte Essays unter anderem über David BowieJohn Lennon oder Randy Newman verfasst und er ist ein gern gesehener Gast bei Carmen Nebel und Fernsehgarten. Zugleich gilt Heinz Rudolf Kunze auf nunmehr bald 30 Studioalben als scharfer, zutiefst politischer wie auch poetischer Chronist und Ankläger der Gesellschaft, der aber auch ein durch und durch menschliches Gespür für Liebeslieder und zwischenmenschliche Beziehungen aller Art hat. Er ist eben schwer zu fassen, dieser Heinz Rudolf Kunze, was letztlich für die Kreativität und das künstlerische Spektrum des mittlerweile 63-Jährigen spricht.

    Auch sein neues Studioalbum, "Der Wahrheit die Ehre“, ist so vielfältig, vielschichtig, sprachgewaltig und aufwühlend wie eh und je – und dennoch anders. Zwar gehört Heinz Rudolf Kunze, der nach einem Germanistik- und Philosophiestudium 1980 bei einem Nachwuchsfestival in Würzburg entdeckt wurde, zu den raren Künstlern, die noch nie ein schlechtes oder nichtssagendes Album veröffentlicht haben, aber die 14 neuen Songs markieren dennoch eine Wende oder zumindest eine Rückkehr zu früheren, radikaleren Ansätzen als zuletzt.

    Das liegt nicht zuletzt daran, dass mit seinem Album "Schöne Grüße vom Schicksal“ im Jahr 2018 Kunzes Vertrag mit einem Major auslief und er nun bei einem kleineren Indie-Label unter Vertrag steht, das direkt bei seinem langjährigen Konzertveranstalter Matthias Winkler angedockt ist. Und der hat ihm alle Freiheiten gelassen. Er habe nun auf „Anbiederungen“ verzichtet, die eh nichts gebracht hätten, wie Kunze der Fachzeitschrift „MusikWoche“ verriet. Und das hört man nicht nur bei der durchgehend rockigen, mitunter aggressiven Musik, sondern auch bei den Texten, die zu den direktesten und politischsten gehören, die Kunze in all den Jahren zu Papier gebracht hat. Natürlich ist er viel zu klug, um Begriffe wie „AfD“ oder „Donald Trump“ fallen zu lassen, aber wer Texte wie "Der Prediger“, "Spießgesellen der Lüge“, "Die Zeit ist reif“ oder "Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort“ hört, kann nicht anders, als die aktuelle gesellschaftspolitische Folie aus Populismus, Faschismus, Fake News und Fremdenfeindlichkeit zu erkennen.

    Und Kunze bezieht bei allem Spaß an Wortspielen sowie kunstvollen Metaphern und Allegorien deutlich Stellung, wenn er bei "Mit welchem Recht“ sich für Flüchtlinge stark macht oder beim Schlüsselsong "Pervers“ vor den „Feinden der Demokratie“ warnt. Gleichwohl haben auch wieder zwischenmenschliche Episoden wie "Völlig verzweifelt vor Glück“, die abstrakte Saga vom "Nackten Fischer“ oder das witzige Gangsterstück "Ein sorgloses Leben“ Platz auf dem Album gefunden.

    Man sollte allerdings nie den Fehler machen, Heinz Rudolf Kunze auf seine Texte zu reduzieren. Das gilt verstärkt auch für die neuen Songs, die voller eingängiger Melodien, raffinierter Gitarrenriffs und überraschender Arrangement-Ideen stecken. Ein Extralob gebührt dafür seinem früheren Gitarristen und Produzenten Heiner Lürig, der die alte Partnerschaft wieder aufleben ließ und zwei Songs produzierte. Ja, bei Heinz Rudolf Kunze darf, kann und muss man mit allem rechnen – auch mit dem Äußersten, was Musik und Sprache, Pop und Politik hergeben.

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