Kastelruther Spatzen

"Feuervogel flieg"

    Traurige und fröhliche Lieder wechseln sich ab auf dem neuen Album der Spatzen, mit dem sie ihre Meisterschaft einmal mehr unter Beweis stellen.

    Das Klischee, dass Schlager und Volksmusik nur die heile Welt zeigen, ist vor allem: ein Klischee: Das gilt auch und besonders für die Kastelruther Spatzen, die natürlich immer wieder die majestätische Schönheit der Berge im Allgemeinen und das idyllische Südtirol im Speziellen besingen. Aber Norbert Rier und seine Mitspatzen haben noch nie ihre Augen vor den Problemen und Nöten der Menschen, vor den weniger schönen Seiten dieser Welt verschlossen. Denn auf jedem Album finden sich Texte auch zu diesen Themen und Herausforderungen des Lebens. Da bildet auch "Feuervogel flieg“, das neue Studioalbum der Kastelruther Spatzen, keine Ausnahme.

    Gleich das erste Lied, der Titelsong "Feuervogel flieg“, zeichnet das Bild eines einsamen alten Mannes auf einer Bank, der den Tod seiner geliebten Frau im Wein ertränkt. Detailreich beobachtet schildert der Song dieses Schicksal mit viel Einfühlungsvermögen. Und auch viele andere Titel auf dem Album erzählen traurige Geschichten: Da ist die junge Frau, deren Geliebter im Krieg fällt ("Der letzte Bolero“), da ist der Vater, der um seinen in den Bergen tödlich verunglückten Sohn trauert ("Das dunkle Herz der Berge“), und da ist die Ehefrau, die noch einmal von vorn anfangen will und diese Entscheidung dann bitter bereut ("Sie wollte wieder frei sein“).

    Auch "Freier Fall aus Wolke sieben“, in dem es um die Entfremdung und Trennung eines Paars geht, oder "Das Gebet von Anna“, in dem eine todkranke Schwangere auf die Verlängerung ihres Lebens hofft, unterstreichen, dass moderne Volksmusik oder Schlager solche Themen angemessen behandeln können. Das gilt nicht zuletzt für die Adoptionsgeschichte "Liebe Franzi sei jetzt stark“, in der Vater und Mutter ihrer Tochter eröffnen, dass sie nicht die leiblichen Eltern seien – ein Thema, das man in Rock/Pop-Songs lange suchen muss.

    Aber die Kastelruther Spatzen wären nicht die Kastelruther Spatzen, wenn sie diese eher düsteren Inhalte nicht mit fröhlichen, optimistischen Liedern oder Stimmungs- und Partynummern ausgleichen würden. Dazu gehören das programmatische "Alles gut in Kastelruth“, das witzige "Es gibt uns noch“, in dem die Formation voller Zuversicht in die Zukunft blickt, das Südtiroler Heimatlied "Nichts auf der Welt (ist so schön wie du)“ oder die alpine Liebesgeschichte zwischen einem Bergbuben und einem Stadtmädel ("Die Berge werden Zeuge sein“). In diese Reihe gehört auch das herausragende "Die Helden des Alltags“, in dem Spatzen eben jenen unbesungenen Helden – alleinerziehenden Müttern, der Feuerwehr oder Bergrettern – ein würdiges Denkmal setzen.

    Auch musikalisch beherrschen die Kastelruther Spatzen meisterhaft die Mischung aus zwei Welten: nämlich das Zusammenführen von traditionellen Bläsersätzen (man höre einmal das gekonnte Saxophon-Solo auf "Die Helden des Alltags“) und akustischen wie auch E-Gitarren mit modernen Four-To-The-Floor-Beats und elektronischen Einsprengseln. Hier trifft die Musik aus den Bergen auf die Moderne. Denn dass Volksmusik und Schlager im ewig Gestrigen stehen geblieben seien, ist natürlich auch nur: ein Klischee.

    Übrigens: Hier finden Sie ein tolles Interview mit Norbert Rier von den Kastelruther Spatzen!

    Hier können Sie die CD "Feuervogel flieg" von den Kastelruther Spatzen direkt bestellen: