Katharina Herz

"Alles hat seine Zeit"

    Katharina Herz, die 2019 ihr 20-jähriges Bühnenjubiläum feierte, ist ein wundervolles Album mit nachgerade philosophischem Anspruch gelungen.

    Sie spielt nicht in der Helene-Fischer/Andrea-Berg-Liga und gehört doch zu den etablierten Namen der deutschen Schlagerszene. Denn Katharina Herz, die im vergangenen Jahr ihr 20-jähriges Bühnenjubiläum feierte, hat sich im Laufe der Jahre eine treue Fangemeinde aufgebaut, wobei sie es verdient hätte, dass diese noch größer wird. Denn diejenigen, die die 1979 in Ilmenau geborene Sängerin und Moderatorin schon kennen, wissen, was sie an ihr haben.

    So ist Katharina Herz eine Künstlerin, die immer ihren eigenen Weg gegangen ist. In ihrer Kindheit hat sie in Chören gesungen, Klavier, Akkordeon und Gesang gelernt, später sechs Jahre lang klassischen Operngesang an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar studiert. Diese Ernsthaftigkeit und ihre bedingungslose Liebe zur Musik ziehen sich durch ihr gesamtes Werk, seitdem sie gemeinsam mit dem Trompeter Torsten Benkenstein 1998 ihr erstes Album veröffentlichte.

    Und auch das neue Album, "Alles hat seine Zeit“, wird – der Titel deutet es bereits vielsagend an – von einem nachgerade philosophischen Anspruch geprägt. Es sind vor allem die außergewöhnlichen Texte, die das Werk aus der Masse der Neuerscheinungen herausheben. Gleich der erste Song, "Was immer war“, entpuppt sich als eine Abhandlung über das Wesen der Zeit, über ihre Vergänglichkeit, dass in jedem neuen Tag eine Chance steckt, aber auch über die Maxime, angesichts der Verlockungen der digitalen Welt sich auch mal aus der Zeit rauszunehmen: "Ich muss ja nicht auf jeder Hochzeit tanzen“, singt sie dort.

    Auch die übrigen Stücke auf der CD bewegen sich auf einem hohen Niveau, finden aber immer wieder überraschende Wendungen, wenn etwa beim Modethema "Entschleunigung“ ein Wasserrohrbruch dazwischenkommt und alle Pläne für einen ruhigen Tag zunichte macht. Auch die Liebeslieder sind keine Standard Mann-trifft-Frau-Geschichten, stattdessen geht es um Trennung ("Wenn du gehst“) oder um eine kraftspendende Beziehung ("Du bist der Anfang und das Ziel“). Zu den Höhepunkten gehören auch Songs wie "Menschen, die verloren gingen“, ein mitfühlendes Stück über das Schicksal von Obdachlosen, "Der große Lehrer“, bei dessen Beerdigung die einstigen Schüler ihre unterschiedlichen Lebenswege sehen, und "Alles schon erlebt“, das die philosophische Grundfrage stellt: „Wer bin ich? Wonach lohnt es sich zu streben?“.

    Für all diese großartigen Texte zeichnet Katharina Herz’ Produzent Hans-Ulrich Esp verantwortlich, der auch fast alle Kompositionen beisteuerte. Er entwarf gemeinsam mit dem Arrangeur Ralf Rudnik, dem einstigen Höhner-Gitarristen, moderne Klanggewänder zwischen Pop und Schlager, zwischen balladesk und tanzbar, zwischen Keyboards, programmierten Beats und gar keltischen Folk-Einwürfen wie bei "Alles schon erlebt“. Katharina Herz erweist sich dabei als perfekte Interpretin, die die Lieder mit ihrer makellosen Stimme zum Leben erweckt und trägt. Dabei hilft ihr die klassische Ausbildung, wenn sie etwa in der genau richtigen Dosierung ihr natürliches Vibrato einsetzt und die Texte hochgradig emotionalisiert.

    Es mag ja stimmen, dass nicht alle Fans von Andrea Berg oder Helene Fischer Katharina Herz schon kennen, aber zu wünschen wäre es ihnen – würden sie dann doch eine tolle Künstlerin entdecken, die etwas zu sagen und zu singen hat.

    Hier können Sie die CD „Alles hat seine Zeit“ von Katharina Herz direkt bestellen: