Laura Lato

"Kristallkind"

    Wer die deutsche Popszene in den vergangenen Jahren genau verfolgt hat, dem könnte in der Flut der Newcomer ein Name in Niedersachsen aufgefallen sein: Laura Lato. Die 24-Jährige hat nämlich mit "One“ 2015 bereits ein englischsprachiges Album veröffentlicht, das immerhin für einen regional viel beachteten Achtungserfolg gut war. Das könnte die als Laura Diederich geborene Sängerin aus Hannover nun mit ihrem neuen Album nun allerdings toppen. Das liegt nicht nur, aber eben doch zu einem nicht unerheblichen Teil daran, dass die Künstlerin mit dem "Kristallkind“ getauften Zweitlingswerk den Wechsel zu deutschen Texten gewagt hat.

    Und das passt zu Laura Lato einfach besser. Denn die eindringliche Stimme der jungen Frau, die nebenbei noch Medienmanagement studiert, hat intensive Inhalte zu verkünden und gewichtige Geschichten zu erzählen – und das nimmt man ihr auf Deutsch einfach noch mehr ab. Und sie hat sie Mut bewiesen, das Album mit einer sphärischen Ballade, "Es regnet“, zu beginnen. Damit stellt sie von vornherein fest: Das hier ist kein Partyalbum, hier geht es um Gefühle, Stimmungen und die Erforschung der Seelenlandschaft – mit allen Höhen und Abgründen.

    Und gleich bei „Es regnet“ fallen die ungewöhnlichen, poetischen Sprachbilder auf, die Laura Lato für ihre Texte verwendet, etwa wenn sich Regentropfen kunstvoll mit den ob einer zerbrochenen Liebe vergossenen Tränen vermischen. Der als Single ausgekoppelte Track "Voodoo“, der mit einem funkig-rockigen E-Gitarren-Riff aufwartet, greift dann das Bild einer Voodoo-Puppe auf, die als Metapher zum Auf und Ab zwischen Liebesleid und –freud dient. Sprachlich faszinierend sind auch "Geisterstadt“, bei der man nie weiß, ob hier ein postapokalyptisches Endzeitszenario oder bloß die Einsamkeit nach dem Ende einer Liebe ausgemalt wird, oder der als atmosphärische Ballade anhebende "Kristallkind“. Der Titelsong des Albums scheint sich sinnbildlich mit der Fähigkeit zu beschäftigen, vergossene Tränen des Liebsten aufzunehmen und zu verwandeln: „Ich wachse für dich“, singt sie dort, rätselhaft und klar zugleich.

    Aber es sind nicht nur die von Laura Lato verfassten Texte, auch die Musik hat etwas ganz Eigenes. Die Stücke pendeln zwischen funkelnden Pop-Songs wie "Schere Stein Papier“ und düsteren Balladen wie "Schiffswrack“, wobei alle Lieder dennoch eingängig sind und beim ersten Hören gleich hängenblieben.

    Hier zeigt sich das Können der beiden Produzenten und Mitkomponisten Stavros Ioannou und Jens Eckhoff, den man wohl eher unter seinem einstigen Künstlernamen Jean-Michel Tourette kennt. Als Keyboarder, Gitarrist und Songwriter von Wir sind Helden war Eckhoff schon einmal an einem Projekt beteiligt, das Pop-Geschichte geschrieben hat. Ob Laura Lato nun in die Erfolgsfußstapfen seiner alten Band tritt, ist in einer digitalen Pop-Welt, die es Newcomer noch schwerer macht als seinerzeit Wir sind Helden, ungewiss, ja unwahrscheinlich. Aber mit einem starken wie nachdenklichem Album wie "Kristallkind“ und einem unverwechselbaren Künstlerprofil hat Laura Lato zumindest den Grundstein dafür gelegt.

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