Ein neues Album einer Ikone wie Marianne Rosenberg birgt viele Fallstricke, aber die Sängerin hat diese Herausforderung mit Bravour gemeistert.
Für eine Künstlerin vom Format einer Marianne Rosenberg ist jedes neue Album eine Herausforderung – einfach, weil die Fallhöhe so groß ist, wenn man im Laufe der Jahrzehnte einen so unvergleichlichen Liederkatalog aufgebaut hat, der Musikgeschichte geschrieben hat. Und in ihrem Falle kommt erschwerend hinzu, dass Marianne Rosenberg eine echte Künstlerin, eine wegweisende Pionierin war und ist. Das heißt, einfach nur vergangene Leistungen zu kopieren, wäre undenkbar.
Dieser Anspruch schlug sich auch in ihren letzten Veröffentlichungen nieder: Vor sieben Jahren erschien ein Album ihres gemeinsam mit dem Produzenten Dirk Riegner betriebenen Projekts Schattenherz, bei dem sie mit Wave- und Electro-Sounds experimentierte, 2011 war das eher Pop-orientierte Album "Regenrhythmus" auf den Markt gekommen und 2008 hatte sie mit "I’m A Woman" ein jazziges Chanson-Album aufgenommen. Nun hat die 65-Jährige bei dem Münchner Schlagerlabel Telamo unterschrieben, was sie beim kreativen Ansatz vor die Aufgabe stellte, den Spagat zu schaffen zwischen ihrer ruhmreichen Schlagervergangenheit und der musikalischen Gegenwart und Zukunft. Das ist ihr, um es vorwegzunehmen, auf dem neuen Werk, "Im Namen der Liebe", vortrefflich gelungen. „Dass der Sound absolut zeitgemäß ist, finde ich eine Selbstverständlichkeit. Dass ich aber meine Musik mit den Wurzeln verbinde, ist etwas, das ich mir dieses Mal vorgenommen habe“, erklärt sie. Dabei geholfen haben mag der Umstand, dass das Album in den Berliner Hansa-Studios produziert wurde, wo bereits einige ihrer früheren Arbeiten aufgenommen wurden.
So bieten die zwölf neuen, von Alex Wende (Roland Kaiser, Maite Kelly, Simone & Charly Brunner, Monika Martin) produzierten Songs eine Melodieseligkeit, die an die unvergessenen Marianne-Rosenberg-Klassiker aus den Siebzigern erinnert ("Wann (Mr. 100 Prozent)", "Hallo mein Freund" oder "Spiel das Lied noch einmal"), zugleich weisen die Titel mit ihrer modernen Mischung aus Pop, Schlager, Dance und R&B unabdingbar nach vorn ("Im Namen der Liebe", "Wenn ich wirklich will").
Getragen wird das alles von ihrer fantastischen, emotionalen Stimme, die wie nur wenige andere den Zuhörer ganz tief berühren, und natürlich von der künstlerischen Persönlichkeit und Kraft der Marianne Rosenberg. Denn für die neuen Songs hat sie alle Texte geschrieben (einige der Kompositionen steuerte übrigens ihr Sohn Max Rosenberg bei) und dabei dem ewigen Thema Liebe immer wieder neue Facetten abgerungen. So kann man den flotten Titelsong "Im Namen der Liebe" mit Zeilen wie „Es gibt nichts, was uns trennt“ auch als Appell für ein menschliches Miteinander, gegen Hass und Intoleranz verstehen, während Stücke wie die Ballade "Du berührst mich" oder das explizite "Wenn wir uns lieben" sehr persönliche Aspekte zur Sprache bringen.
Die große Leistung von Marianne Rosenberg auf ihrem neuen Album besteht aber nicht nur darin, dass sie erneut einige großartige Songs aufgenommen hat, die völlig zu Recht einen Platz im Kanon ihrer unvergänglichen Lieder finden werden. Sie hat auch unter Beweis gestellt, wie man eine große Vergangenheit in eine große Gegenwart überführen kann.
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