Marie Wegener

Die „DSDS“-Siegerin 2018 geht musikalisch ihren eigenen Weg zwischen Schlager, Pop und R&B und punktet dabei auch mit großen, gefühlvollen Balladen.

Die Zeiten, in denen ein Sieger von "Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) tatsächlich zu einem veritablen Superstar wurde, sind längst vorbei. Heute reicht es meistens nur für eine kurze Chartsplatzierung im hinteren Mittelfeld; Hohn und Spott gibt es als Zugabe von den Medien dann auch noch obendrauf. Eine Beatrice Egli, die 2013 die RTL-Castingshow gewann und prompt zu einer der erfolgreichsten Künstlerinnen der aktuellen Schlagerszene – und darüber hinaus – wurde, ist da eher die sprichwörtliche Ausnahme von der Regel.

Doch genauso so eine Ausnahme könnte nun auch Marie Wegener werden, die 2018 auf dem „DSDS“-Treppchen ganz nach oben kletterte und nun ihr zweites Album "Countdown“ vorlegt. Gleich der erste Song, "Ich bin Marie“, eine flotte Pop-Nummer, macht unmissverständlich klar, dass ihre eigentliche Geschichte erst jetzt beginnt. "Ich bin ich wie noch nie“, singt sie da, was man durchaus als Kommentar zu ihrer "DSDS“-Zeit verstehen kann. Denn anders als bei Beatrice Egli verlief der Karriereweg nach "DSDS“ nicht so gradlinig wie bei der Schweizerin. Ihr damaliger Siegersong "Königlich“ landete zwar auf Rang drei der Hitparade, das dazugehörige, gleichnamige Debütalbum immerhin auf Position neun, aber die bislang jüngste "DSDS“-Siegerin Zeiten, die im Juli 2019 volljährige wurde, wollte mehr und vor allem musikalisch andere, sprich eigene Wege gehen, nachdem Dieter Bohlen, wie es bei "DSDS“ üblich ist, ihre ersten Veröffentlichungen produziert hatte.

Über Umwege fand die Duisburgerin ihren jetzigen Manager, den Würzburger Konzertveranstalter Manfred Hertlein. Das führte dazu, dass sie auf der von ihm ausgerichteten Stadiontournee 2019 von Andreas Gabalier im Vorprogramm auftreten konnte und dabei vor den bis zu 70.000 Menschen einen überaus guten Eindruck hinterließ. Diesen bestätigt sie jetzt mit ihrem zweiten Album, auf dem sich Marie Wegener als junge, selbstbewusste Frau präsentiert, die im weiten Feld zwischen Schlager, Pop und R&B ihren eigenen Stil gefunden hat. So bietet das Album neben nach vorn produzierten, flotten und tanzbaren Titeln wie "Countdown“ auch überraschend viele Balladen und ruhige Titel, auf denen die 18-Jährige alle Nuancen ihrer beeindruckenden Stimme ausspielen kann. Und es ist wohl kein Zufall, dass bereits der zweite Song auf dem Album, das kraftspendende Liebeslied "Immer für dich da“ zu besagten Balladen gehört und somit früh im CD-Verlauf klarmacht, dass dies kein Discofox-Partyalbum wird.

Und auch "Danke“, eine bewegende, hymnische Liebeserklärung an die Mutter, oder "Deine Liebe bleibt für immer“, das offen lässt, ob sich die Protagonistin hier von einer Liebe oder einem Verstorbenen verschiedet, ist eine jener Balladen und zugleich einer der Höhepunkte des Albums, das auch durch seine stilistische Vielfalt überzeugt. Denn auch Lieder mit Latin-Flair wie "La Rochelle“ oder "Ich will Meer“, die beide pures Sommer- und Urlaubs-Feeling verströmen, haben einen festen Platz auf dem Album, das beim Song "Flugmodus“ auch mit groovig produzierten, modernen R&B-Beats aufwartet. Und wie Marie Wegener in diesem Lied über das Auf und Ab in ihrem Leben singt, steht das zugleich für ihre Karriere – wobei dieses starke Album den im wahrsten Sinne des Wortes "Countdown“ für einen vielversprechenden Aufstieg bilden könnte.