Nicole überrascht mit einem modern produzierten Album, bei dem kein Geringerer als Heinz Rudolf Kunze einen Großteil der Texte geschrieben hat.
Immer wenn es Mai wird und der Eurovision Song Contest (ESC) naht, ist Nicole ein gern gesehener Gast in allen Talkshows und Musiksendungen zu dem Thema. Denn wir alle kennen, schätzen und lieben unsere Heldin von Harrogate, die dort 1982 erstmals die ESC-Krone nach Deutschland holte. Auf diesen Triumph ist Nicole zu Recht stolz, auch blieb sie dem europäischen Sangeswettbewerb immer verbunden. 2017 veröffentlichte die Saarländerin unter dem Titel "12 Punkte! Song Contest Siegertitel“ gar ein ganzes Album mit ihren Fassungen zahlreicher Grand-Prix-Klassiker.
Und dennoch tut man Nicole Unrecht, wenn man sie nur auf "Ein bisschen Frieden“ reduziert. Sie hatte große Hits davor ("Flieg nicht so hoch mein kleiner Freund“, "Der alte Mann und das Meer“) und natürlich auch danach ("Ich hab dich doch lieb“, "Allein in Griechenland“). Vor allem hat sie sich musikalisch stets weiterentwickelt, ist neue Wege gegangen und hat sich dabei immer auch auf kreative Wagnisse eingelassen. So nahm sie 2005 unter der Ägide des Produzentenpaars Giorgio und Martin Koppehele (Ambra, Lichtmond) das bahnbrechende Album "Alles fließt“ auf, bei dem sie Elemente aus der Weltmusik in ihren Sound integrierte.
Mit den Koppehele-Brüdern wieder an ihrer Seite entstand in zweijähriger Arbeit nun auch das neue Album, "50 ist das neue 25“. Doch die eigentliche Neuheit ist eine andere: Erstmals hat die 54-Jährige mit Heinz Rudolf Kunze zusammengearbeitet, der für sieben der 13 Songs auf der CD die Texte geschrieben hat. Zudem hat Nicole seinen großen Erfolgstitel "Dein ist mein ganzes Herz“ von 1985 als Duett mit ihm in einer reduzierten, balladesken Version neu aufgenommen. Die Handschrift von Heinz Rudolf Kunze, sein Sprachgefühl und seine Fähigkeit, Sachverhalte wie auch Gefühle in überraschenden, unverbrauchten Bildern auszudrücken, ziehen sich durch die von ihm getexteten Songs, wobei es für das Können von Kunze spricht, dass seine Texte perfekt zu Nicole passen.
Gleich das erste Stück, der Titelsong „50 ist das neue 25“, bietet zu einem Motown-Groove ein wahres Feuerwerk an klugen wie prägnanten Beobachtungen und Lebensweisheiten, wenn Nicole etwa "Es gibt ein Leben vor dem Tod“ singt, vom "coolen Faltenrock der Rolling Stones“ schwärmt, über Männer klagt, die sich ihren Jugendwahn selbst eingebrockt hätten, und am Ende selbstbewusst formuliert: "Ich bestimm’, wie lang mein Sommer geht“ und
"Ich fühl‘ mich wohl in meiner Haut als Frau“.
Auch die Maxime, dass man in einer Beziehung dem Anderen nicht jedes Geheimnis offenbare sollte ("Sag nicht alles“) und das thematisch verwandte "Können wir nicht Fremde bleiben“ werfen einen ungewohnten Blick auf Beziehungsfragen, wie man das in Schlagertexten nur selten findet.
Und dass Nicole selber auch gute Texte schreiben kann, stellt sie in der witzig-ironischen Abrechnung "Mein lieber Mann“ unter Beweis. Auch musikalisch sind die Songs den klugen Texten ebenbürtig, platte Partyschlager-Beats wird man auf dem Album vergeblich suchen. Stattdessen haben Nicole und ihr Kreativteam da und dort innovative Elektronik-Sounds eingesetzt, aber auch Gitarren und Streicher haben ihren Platz in den formvollendeten, überraschungsreichen Arrangements zwischen Pop, Rock, Balladen und Schlager.
Nicole wird zwar für immer unsere ESC-Siegerin bleiben, aber mit Alben wie diesem hat sie wieder einmal unterstrichen, dass sie zu den großen, visionären Künstlern ihrer Zeit gehört.
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