Ramon Roselly

"Herzenssache"

    Der "DSDS“-Rekordsieger überrascht mit einem Schlageralbum, das perfekt die Vorliebe von Ramon Roselly für die 70er mit der Gegenwart verbindet.

    Beatrice Egli brachte den Wandel. Als die Schweizerin im Jahr 2013 die zehnte Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ gewann, öffnete sie damit viele Türen. Sie verjüngte nicht nur den Schlager als Genre, sondern sorgte mit ihrem Sieg auch dafür, dass diese Musik bei "DSDS“ seitdem fest zum Spielplan gehört. Zu den vielen Kandidaten, die bei der Castingshow auf Beatrice Eglis Spuren wandelten, gehörte nun auch Ramon Roselly. Der 26-jährige Schlagerfan, Sprössling einer Artistenfamilie und gelernter Gebäudereiniger mit inzwischen eigener Firma, siegte beim Finale am 4. April mit 80,82 Prozent aller Zuschauerstimmen - einen derartig hohen Stimmanteil hat es in der "DSDS“-Finalgeschichte noch nie gegeben.

    Nun erscheint kaum eine Woche später bereits das von Chefjuror Dieter Bohlen persönlich produzierte Debütalbum, "Herzenssache“, bei dem Ramon Roselly mit der Musik überzeugt, mit der er auch bei "DSDS“ gepunktet hat – und natürlich mit seiner außergewöhnlichen, so hellen wie klaren Stimme. Sein stimmliches Vermögen ist dabei mindestens genauso auffällig wie die stilistischen Präferenzen, mit denen der junge Sänger bereits bei "DSDS“ positiv aufgefallen war. Denn eigentlich hätte nichts näher gelegen, als dass ein so junger Schlager-Interpret sich in gerade angesagten Genres wie Party- oder Popschlager versucht.

    Doch weit gefehlt. Ramon Roselly, der mit seiner Freundin in Zschernitz bei Leipzig in einem umgebauten Wohnwagen lebt, hat sein Herz an die 70er verloren, an das Goldene Jahrzehnt des deutschen Schlagers. Mit großer Repertoirekenntnis interpretierte er bei „DSDS“ unter anderem Karel Gotts Version des Barry-Manilow-Hits "Mandy“ und "100 Jahre sind nicht genug“ von Randolph Rose, dessen Karriere in den 70ern begann. Beide Songs finden sich nun auch auf dem Debüt von Ramon Roselly, das jedoch kein typisches Retro-Album geworden ist.

    Sicher, bei vielen Songs hört man den großen Einfluss der deutschen Philly-Adaption, mit der Marianne Rosenberg in den 70ern so erfolgreich war; und manchmal ist ein Song auch einen Tick zu nahe an den Originalen gebaut (man höre etwa "Ist es wahr“ und versuche dabei, nicht an den Disco-Klassiker "Love Is In The Air“ von John Paul Young von 1977 zu denken), aber entscheidend sind die Klasse und das Können, mit dem Ramon Roselly und Dieter Bohlen bei den zwölf Songs zu Werke gehen. Zudem arbeiten alle Songs, die ansonsten in Streicher-, Bläser- und funky Gitarren-Sounds jener Jahre schwelgen (selbst die Backingvocals sind stilecht den 70ern nachempfunden), mit modernen Schlagzeugprogrammierungen. Die erwähnte „Mandy“-Interpretation von Ramon Roselly überrascht gar mit HipHop-Beats. Und auch seine Fassung von "Du hast ja Tränen in den Augen“ von Bobby Solo aus dem Jahr 1966 (im Original "Crying In The Chapel“, bekannt gemacht durch Elvis Presley) verbindet perfekt Vergangenheit und Gegenwart.

    Letztlich sind es auch die tollen Kompositionen, mit denen der "DSDS“-Sieger begeistert. Alle Songs sind ungemein eingängig und haben eine für einen 26-Jährigen verblüffende emotionale Tiefe. Ob aus Ramon Roselly nun tatsächlich der neue Howard Carpendale oder gar das männliche Pendant zu Helene Fischer wird, wie einige schon meinen, wird man sehen. Sicher aber ist, dass dieser Künstler in der Tat ein riesiges Potenzial hat und mit Sicherheit nicht so schnell vergessen sein wird wie so mancher "DSDS“-Sieger vor ihm. Auch da wäre Beatrice Egli ein gutes Vorbild.

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