Reinhard Mey

„Bunter Hund“

    Gute Laune TV blickt zurück auf Alben, die Geschichte geschrieben haben – heute auf das zweite Nummer-eins-Album von Reinhard Mey, "Bunter Hund“.

    Weil es in diesen schwierigen Zeiten wohl noch dauert, bevor wieder Konzerte stattfinden dürfen und auch kaum noch neue Alben veröffentlicht werden, liegt es nahe, an den Plattenschrank zu gehen und Musik von früher aufzulegen – oder am Computer seine Lieblingstitel aufzurufen. Gute Laune TV will dabei eine Hilfestellung geben und blickt zurück auf ausgewählte Alben, die in den vergangenen Jahrzehnten Musikgeschichte geschrieben haben.

    Das hat Reinhard Mey im Grunde mit jeder einzelnen Veröffentlichung in seiner langen Karriere getan. Denn der 1942 in Berlin geborene Liedermacher gehört zu jener raren Spezies von Künstlern, die nie ein wirklich schlechtes Album veröffentlicht haben (und in seinem Fall sind das bislang immerhin 27 Stück, zählt man nur die Studioalben). Auch wenn Reinhard Mey nie zu den Selbstdarstellern und Lautsprechern gehörte, die beständig das Rampenlicht suchen, so gelang es ihm auf seine stille Art und Weise doch, zu den Fixsternen im deutschen Musikuniversum aufzusteigen.

    Seit seinem Debütalbum von 1967, "Ich wollte wie Orpheus singen“, veröffentlicht er fleißig neue Produktionen, die nur den allerhöchsten Standards genügen (auch wenn zuletzt die Pausen zwischen den Alben länger wurden: Sein bislang letzter Longplayer, "Mr. Lee“, erschien 2016). Deswegen könnte man im Grunde jedes Album von Reinhard Mey herauspicken und mehr als genug Gründe für eine ausführliche Würdigung finden, aber die 2007 in den Handel gekommene Songsammlung "Bunter Hund“ ist möglicherweise doch ein wenig besonders. So war das mit Gold ausgezeichnete Album sein erstes seit "Mein achtel Lorbeerblatt“ von 1972, das es wieder auf Rang eins der Offiziellen Deutschen Charts schaffte (was ihm seitdem nur mit dem 2013 veröffentlichten "Dann mach’s gut“ noch einmal gelang“).

    Auch wenn eine Platzierung in den Hitlisten nicht wirklich etwas über die bleibende Qualität eines Albums aussagt, so finden sich auf "Bunter Hund“ doch einige herausragende Songs, die vom großen Können Reinhard Meys künden, Texte und Musik genial miteinander zu verbinden. Meistens wird ja – völlig zu Recht – Meys liebevoller wie geistreicher Umgang mit Worten gelobt, aber auch die Musik spielt eine zentrale, nicht zu vernachlässigende Rolle, wenn man die Ausnahmestellung Reinhard Meys verstehen will. Das sind etwa die raffiniert miteinander verwobenen Akustikgitarren, zu denen sich auch mal ein Klavier, behutsame Percussion, ein Akkordeon, ein Kontrabass oder gar ein Schlagzeug gesellt (etwa auf der fürs Meys Verhältnisse beinahe rockigen Hymne auf die "Große Schwester“). Manche Stücke arbeiten mit Blues- und Country-Elementen ("Wotan und der Wolf“), ab und an tauchen irische Folk-Einsprengsel auf ("Der Fischer und der Boss“) und der beschwingte Titelsong hat etwas subtil Jazziges.

    Und besagter „Bunter Hund“ ist nicht ohne Grund das Titelstück des Albums geworden. Die vielschichtige Allegorie, in der ein Hund für die Rolle und Aufgabe eines freiheitssuchenden Künstlers steht, lässt einen als Zuhörer gleichsam sprachlos angesichts Meys poetischer Fähigkeiten, wenn er etwa „Migrationshintergrund“ auf "bunter Hund“ reimt. Und in dem anderen Hundesong des Albums, "Wotan und der Wolf“, heißt es dann witzig "auch alte deutsche Schäferhunde träumen noch von einer Schäferstunde“ – darauf muss man erst einmal kommen.

    Neben "Drei Kisten Kindheit“ (einem nachdenklichen Lied über den Weg von der Kinderzeit zum Erwachsenen) und "Kai“ (einem bitter politischen Stück über einen jungen Bundeswehrsoldaten, der bei einem Auslandseinsatz ums Leben kommt) finden sich viele weitere Glanzstücke auf einem Mey-Album, das vielleicht nicht wie der sprichwörtliche "bunte Hund“ aus seinem Oeuvre heraussticht, aber gerade wegen der Beständigkeit des Künstlers so wie auch all seine anderen Alben für die Meisterschaft von Reinhard Mey steht.

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