Udo Jürgens

"Udo '70"

    Gute Laune TV blickt zurück auf Alben, die Geschichte geschrieben haben – heute auf das Beinahe-Jubiläum eines klassischen Albums von Udo Jürgens.

    Welche wichtige Rolle Musik bei der aktuellen Lage spielen kann, zeigen die Balkonkonzerte: Lieder bringen Menschen zusammen und helfen durch die schweren Zeiten. Und weil derzeit keine Konzerte stattfinden können und auch kaum noch neue Alben veröffentlicht werden, liegt es nahe, an den Plattenschrank zu gehen und Musik von früher aufzulegen – oder natürlich am Computer seine Lieblingstitel aufzurufen.

    Gute Laune TV will dabei eine Hilfestellung geben und blickt zurück auf ausgewählte Alben, die in den vergangenen Jahrzehnten Musikgeschichte geschrieben haben. Dazu gehört zweifellos "Udo ’70“ von Udo Jürgens, dessen 50-jähriges Jubiläum jedoch anders, als das die Jahreszahl im Titel implizieren mag, nicht in diesem Jahr ansteht, sondern dieses bereits 2019 feiern konnte. Denn "Udo ’70“ ist tatsächlich schon im Herbst 1969 erschienen, sodass es damals wie ein Bote aus der Zukunft wirkte (eine Strategie, die Udo Jürgens dann bei dem 1979 erschienenen Album "Udo ’80“ wiederholte).

    Zugleich verwies der Albumtitel auf die Tournee "Udo ’70“, die mit über 200 Konzerten die bis dato größte und umfangreichste eines Künstlers in Europa überhaupt wurde. Über all diese Rekorde und all die weiteren Erfolge in der Jahrhundertkarriere von Udo Jürgens drohte jedoch besagtes Album in den Hintergrund zu geraten. Und das wäre schade, zählt es doch zu den wichtigsten und wohl besten in der knapp sieben Jahrzehnte umfassenden Karriere des 2014 verstorbenen Komponisten, Musikers und Sängers, dessen erste Veröffentlichungen bereits in den 50ern auf den Markt gekommen waren.

    Vor "Udo ’70“ waren von ihm neben einigen Zusammenstellungen bereits drei reguläre Studioalben erschienen ("Was ich dir sagen will“, "Udo“ und "Mein Lied für dich“), doch "Udo ’70“ ging einen Schritt weiter. Denn es war keine zufällige Sammlung von Liedern, sondern vielmehr ein kohärentes Album im klassischen Sinne, ein künstlerisches Statement. Gerade weil auf dem Album bis auf das flotte "Anuschka“ keine ganz großen Single-Hits sind, bilden die zwölf Titel der LP (die erst 2005 als CD veröffentlicht wurde, während alle Alben zwischen "Udo ’70“ und "Udo ’80“ bis heute noch auf eine Wiederveröffentlichung warten) eine innere Geschlossenheit: Bei den Kompositionen kommen Einflüsse aus dem französischen Chanson ("Wie könnte ich von dir gehen“), Soul-Gospel ("Du gingst vorbei“), Barock-Pop ("Solange noch Züge gehn“) meisterhaft zu etwas Neuem, zum Udo-Jürgens-Sound, zusammen. Zudem gehören Songs wie das dynamische "Wer ist er?“ mit seinen Arrangement-Überraschungen zu den großen, versteckten Perlen im Udo-Jürgens-Katalog. Inhaltlich stellt dieser heimliche Höhepunkt des Albums zudem die gewichtige Frage nach der Existenz Gottes.

    In der Tat ist das Album auch bei den Texten ein weiterer Schritt nach vorn. Das liegt zum einen an Udo Jürgens selber, der wie später bei keinem anderen Album gleich für zwei Songs die Texte selber geschrieben hat ("Wie könnt’ ich von dir gehn“ und "Schwarze Augen, schwarze Haut und ein Herz, das weint“), zum anderen auch an den herausragenden Beiträgen seiner Texter. So hat etwa Hans-Joachim Fuchsberger nach dem früheren Song "Was ich dir sagen will“ für "Udo ’70“ mit "Dann kann es sein, dass ein Mann auch einmal weint“ eine neue Definition von Männlichkeit zu Papier gebracht, die bis heute Gültigkeit hat. Das gilt wiederum für das gesamte Album: "Udo ’70“ ist ein zeitloser Klassiker, sodass man ohne weiteres auch "Udo 2020“ auf den Titel schreiben könnte.

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